Am 29. November endete die Sonderausstellung rund um das nahtlose Meisterwerk des jungen Steinhuder Webers Johan Hendrick Bühmann. An dieser Stelle möchte sich deshalb zunächst das ganze Ausstellungsteam herzlich für die vielen interessierten Besucher bedanken und für die durchweg gute Resonanz, die die Ausstellung besonders aus Fachkreisen bekommen hat.
Stoff für Geschichten bot das Hemd ohne Naht – unser HoN – tatsächlich. Schon zu Lebzeiten Johan Bühmanns beginnt die Legendenbildung – vor allem um die Motivation des jungen Webers. Warum wagt es Johan, statt die üblichen Wanderjahre als Geselle abzuleisten, das als unwebbar geltende Hemd eben doch zu weben? Entgegen der Zunftregeln wendet er sich mit dem Meisterstück direkt an den Landesfürsten. Konkurrenz, Armut und Existenzbedrohung, der Wunsch, etwas Besonderes zu schaffen – vielleicht war ja auch wirklich die Liebe im Spiel und Johan musste den etablierten Webermeistern erst seinen Wert beweisen, bevor er seine Anna Catherina heiraten konnte. Eine schöne Geschichte ist dies allemal. Wie im Rahmenprogramm der Ausstellung anschaulich dargestellt, beschäftigt das Thema noch heute und wurde zuletzt für junge Leser ausgearbeitet.
Das nahtlose Hemd in Steinhude ist aber auch ein Zeugnis der Geschichte und so spärlich die historischen Quellen zu Johan H. Bühmann auf den ersten Blick aussehen mögen (Link zum Blogeintrag), hat die Beschäftigung mit dem nahtlosen Hemd doch eine Menge neuer Erkenntnisse auf den Weg gebracht. Durch die wissenschaftliche Untersuchung des Hemdes durch die Textilrestauratorin Frau Eva Jordan-Fahrbach sind wir jetzt deutlich besser über das Vorgehen Johans beim Weben im Bilde. Aber nicht nur das. Auch die genaue Sichtung der Quellen hat einiges klarer erscheinen lassen, was zuvor unter dem Nebel von Geschichten verborgen lag und gleichzeitig viele spannende Fragen aufgeworfen.
An dieser Stelle sei auch auf die vielen kleinen Dinge hingewiesen, mit denen die Vorbereitung und Durchführung solcher Ausstellungen – auch um solche Lernprozesse ging es ja hier im Blog und für das Projektteam – die Sicht auf Dinge verändern können:
Da hört man ein Lied, das man schon 100mal gehört hat und springt plötzlich vom Sofa, weil da ein nahtloses Hemd vorkommt…. und man das sofort an die Projektgruppe weiterleiten muss… und das auf jeden Fall ins Liederbuch der Ausstellung gehört… und danach hört man das Lied gerne noch 100mal, auch wenn man jetzt doch immer wieder an Johan erinnert wird.
Oder man macht ein solches Projekte auch, weil es gut im Lebenslauf aussieht. Gerade für Studierende ist es wichtig, in allen möglichen Arbeitsfeldern “mal was gemacht zu haben” und dabei im besten Fall ein Berufsfeld für sich zu finden. Das Beste an der Mitarbeit ist trotzdem, die Eltern durch “seine” Ausstellung zu führen, damit man zumindest einmal anschaulich zeigen kann, wofür das Studium gut ist.
Oder man kauft im Trierer Dom plötzlich Kerzchen für die Kollegen, weil da ja auch ein nahtloses Hemd drauf ist, mit dem heiligen Rock sogar ein ziemlich Berühmtes. Und dann denkt man sich: aber unseres ist ja doch weißer nach dem Waschen!
Ja. So einiges denkt man. Aber man denkt auch daran – wie geht es nun weiter? War es das schon?
So viel konnten wir anstoßen, wir konnten sehr viel Neues herausfinden. Und dennoch sehen wir, dass der Weg noch nicht zu Ende gegangen ist. Vielleicht sind diese Unklarheiten, die wir gerade nach der Ausstellung immer noch – beziehungsweise wieder – haben, die größte Errungenschaft und Erkenntnis: Es gibt immer noch viel zu Erforschen am “Hemd ohne Naht”. Daher stellen wir diesen Blog nicht komplett ein, sondern behalten uns vor, weitere Einträge nach Bedarf und Erkenntnisstand zu publizieren. Sicherlich kehrt jetzt erst mal für ein paar Monate Ruhe ein. Aber ganz ehrlich: da kommt noch was!